Bauanleitung Sous-Vide Garer

Selbstbau Sous-Vide
Selbstbau Sous-Vide

Hier eine Bauanleitung für ein Sous-Vide Garer, mit dessen Hilfe man Lebensmittel bei niedrigen Temperaturen sanft garen kann. Aber warum sollte man einen Thermalisierer selbst bauen? Mittlerweile werden günstige Geräte schon unter 100 € angeboten! Das ist zwar richtig, aber die billigen Garer heizen oft nicht genau genug auf die eingestellte Temperatur auf, außerdem schwanken die Temperaturen zwischen Aufheiz- und Abkühl-Phase zu stark. Des weiteren sind die Sous-Vide Komplettsysteme meist sehr sperrig, was bei kleinen Küchen mit wenig Stauraum zum Problem werden kann. Ein Einhängethermostat wiederum ist zwar kompakt und hält die eingestellte Temperatur sehr exakt, ist dafür aber vergleichsweise teuer.

Für mich persönlich war der Antrieb für einen Selbstbau unter anderem der Stromverbrauch. Ein Thermalisierer verbraucht durch die niedrigen Temperaturen zwar relativ wenig Strom, bei manchen Gerichten wie zum Beispiel Pulled Pork, das knapp 40 Stunden sanft gegart wird, summiert sich der Stromverbrauch aber doch zu einigen Kilowatt-Stunden. In kleinerem Topf mit guter Wärmeisolierung kann man dann schon einiges sparen.

Gründe für einen Sous-Vide Selbstbau:

  • billige Geräte zu ungenau
  • Komplettsysteme zu sperrig
  • Einhängethermostat zu teuer
  • unnötig viel Wasser wird erwärmt
  • schlechte Wärmeisolierung

Mit wenigen Bauteilen einen Thermalisierer selbst bauen

Reise-Tauchsieder
Reise-Tauchsieder

Im Prinzip braucht man hierfür nur einen Topf, einen Tauchsieder und einen Digitalen Temperaturregler. Für höhere Ansprüche kann man auch noch eine kleine Umwälzpumpe einbauen. Durch die Umwälzpumpe wird das Temperaturniveau in allen Bereichen des Topfes gleich gehalten. So hat man wirklich die Temperatur am Gargut, wie sie vom Temperaturfühler gemessen wird.

Als Deckel für den Topf habe ich eine wetterfeste Bauplatte für den Außenbereich verwendet. Diese Bauplatten sind im Baumarkt erhältlich, sie sind wasserdicht und bis 170°C Hitzebeständig, also ideal für unsere Zwecke. Für die bessere Auflage und Abdichtung des Topfes besorgte ich einen Dichtring für Schnellkochtöpfe in der passenden Größe.

Bauteile für das DIY Sous-Vide:

  • Topf (bereits vorhanden)
  • Tauchsieder
  • Digitaler Temperaturregler
  • Wasserfester Temperaturfühler
  • Bauplatte
  • Dichtring für Schnellkochtöpfe
  • eventuell Umwälzpumpe
  • Befestigungsmaterial und Aquarium-Silikon

Deckel zuschneiden

Sous-Vide Deckel
Sous-Vide Deckel

Da ich meist nur kleine Mengen an Lebensmitteln im Thermalisierer gare, habe ich mich für einen bereits vorhandenen Kochtopf mit 21 cm Durchmesser entschieden. Der Vorteil dabei ist, dass ich zwei Kochtöpfe mit diesem Durchmesser habe, einen mit 2,5 Liter und einen mit 3 Liter Fassungsvermögen. So kann ich bei größeren Mengen auf den tieferen Topf ausweichen.

Im Baumarkt ließ ich mir ein quadratisches Stück Bauplatte, mit der Kantenlänge des Topf-Durchmessers zuschneiden. Die wetterfeste Bauplatte für den Außenbereich ist zwar recht teuer, aber dank der kleinen Fläche kostete das Stück nur etwas über 2 €. Jetzt wird der kreisrunde Deckel mit einer Stichsäge ausgesägt. Hierbei muss man vom Durchmesser, die Materialstärke des Dichtungsringes abziehen, so dass danach der übergestülpte Dichtungsring genau auf dem Kochtopf aufliegt.

Tauchsieder in Deckel einbauen

Tauchsieder einbauen
Tauchsieder einbauen

Als Heizquelle habe ich mich für einen Reise-Tauchsieder entschieden. Der hat nur 350 Watt Heizleistung, was für die geringe Wassermenge vollkommen ausreicht. Mit einem leistungsstärkeren Tauchsieder könnten die Temperaturschwankungen zu groß sein, da der Temperaturfühler zu träge reagiert und dann die Temperatur über den eingestellten Wert steigen würde. Außerdem hatte dieser Reisetauchsieder einen Abstandsring, mit dem man den Tauchsieder einfach an den Deckel anschrauben konnte.

Jetzt einen Schlitz in der Stärke des Heizstabes in den Deckel sägen. Dabei ist darauf zu achten, das der Schlitz so lang ist, dass der Heizwendel nicht am Topf anliegt. Für die Befestigung des Tauchsieders am Deckel benötigt man zwei rostfreie Gewindeschrauben mit 6 Muttern. Diese müssen so lang sein, dass der obere Eichstrich des Tauchsieders auf der Höhe der maximalen Füllhöhe des Kochtopfes ist.

Jetzt zwei Löcher in den Deckel bohren, die genau über der Position der Löcher im Abstandsring des Tauchsieders sind. Die beiden Schrauben von oben durch die Bohrlöcher stecken und mit jeweils einer Mutter festschrauben. Von unten jeweils eine weitere Mutter aufschrauben, so hoch dass der Tauchsieder auf der richtigen Höhe ist. Die Gewindeschrauben durch die Löcher im Abstandsring des Tauchsieders stecken und mit den zwei restlichen Muttern festschrauben. Falls die Löcher im Tauchsiederring zu groß sind, Beilagscheiben unterlegen. Danach kann man den Schlitz im Deckel mit Silikon abdichten. Hierfür sollte man Aquarium-Silikon verwenden, das für hohe Temperaturen geeignet ist verwenden.

Temperaturfühler einbauen

Temperaturfühler einbauen
Temperaturfühler einbauen

Bei meinem digitalen Temperaturregler war der Temperaturfühler nicht für Flüssigkeiten geeignet, daher habe ich mir zusätzlich einen * wasserfesten Temperaturfühler zugelegt. Dieser Fühler kann zwar bis zu 125°C messen, aber das Kabel darf im Dauerbetrieb nicht über 60°C erwärmt werden. Daher habe ich den Temperaturfühler in einen passenden Kunststoffschlauch geschoben, so dass nur noch der Kunststoff-Fühler herausstand. Die Hohlräume im Schlauch wurden mit Aquarium-Silikon ausgefüllt, so dass kein Wasser eindringen kann.

Nachdem das Silikon fest ist, ein Loch in der Stärke des Schlauchs in den Deckel bohren, den Schlauch von oben durchschieben und mit Silikon fixieren. Die Länge des Schlauchstückes wird dabei so gewählt, dass sich der Temperaturfühler auf halber Höhe des Wasser-Füllstandes befindet. Auch sollte der Fühler nahe am Tauchsieder sein, um die Temperatur-Änderungen schnell zu registrieren.

Temperaturschalter zusammenbauen

Temperaturschalter TSM125
Temperaturschalter TSM125

Ich hatte mir den Temperaturschalter * TSM 125 von H-Tronic zugelegt. Dieser arbeitet mit 12 Volt, benötigt also ein Netzgerät. Daher habe ich den TSM 125 zusammen mit einem Netzteil in ein Gehäuse eingebaut. Für den Anschluss des Tauchsieders wurde noch eine Steckdose eingebaut, die über den Temperaturschalter gesteuert wird. Solche Arbeiten sollten aber nur von Personen mit ausreichender Fachkenntnis durchgeführt werden.

Wer sich die Bastelarbeit sparen möchte, kann auch gleich auf den * TS 125 zurückgreifen, dieser ist bereits betriebsfertig zusammengebaut. Bei beiden Temperaturschaltern wird der Fühler einfach mit einem RJ45-Stecker angeschlossen, so kann man den Temperaturschalter auch für verschiedene Anwendungen nutzen. Es gibt natürlich noch zahlreiche andere Temperaturregler zu kaufen, man sollte sich aber vorher im Internet informieren, welcher für einen Sous-Vide Garer genau genug arbeitet.

Selbstbau Sous-Vide Garer in Betrieb nehmen

Sous-Vide in Betrieb
Sous-Vide in Betrieb

Nachdem der Deckel vollständig zusammengebaut wurde, kann man den Dichtungsring über den Deckel stülpen. Der Tauchsieder sowie der Temperaturfühler werden am digitalen Temperaturregler angeschlossen. Den Kochtopf mit Wasser befüllen und den Deckel, mit dem eingebauten Tauchsieder und Temperaturfühler, auf den Topf legen. Jetzt den Stecker des Temperaturreglers in die Steckdose stecken und die gewünschte Gar-Temperatur einstellen.

Bei meinem Temperaturschalter muss eine Ein- und Ausschalt-Temperatur eingestellt werden. Diese sind in 1°C Schritten einstellbar, man hat dadurch also schon mal eine Temperatur-Abweichung von 1°C. Die gemessenen Abweichungen bei meinem Selbstbau Thermalisierer liegen bei maximal 2°C, bei billigen Kaufgeräten können das auch schon mal 5°C Abweichung sein.

Achtung: Der Tauchsieder muss immer innerhalb seiner Min- und Max-Markierung im Wasser sein, den Deckel niemals abnehmen wenn der Tauchsieder angeschlossen ist!

Umwälzpumpe für den Thermalisierer

Mit Hilfe einer Umwälzpumpe lassen sich die Temperatur-Unterschiede innerhalb des Kochtopfes ausgleichen, zudem kann der Temperaturregler schneller auf Temperaturänderungen reagieren. Im Internet habe ich einige Berichte gelesen, wo für diesen Zweck eine Aquarium-Umwälzpumpe verwendet wird. Bei niedrigen Temperaturen mag das noch funktionieren, bei höheren Temperaturen könnte die Pumpe aber schnell defekt sein. Für mich ist die Temperatur-Genauigkeit aber ausreichend, auch aus Platzgründen im Kochtopf habe ich bisher auf den Einbau einer Umwälzpumpe verzichtet.

Größeren Topf oder Bain-Marie verwenden

Natürlich kann kann man bei Bedarf auch einen größeren Topf verwenden. Dann muss man den Deckel eben in entsprechender Größe bauen und der Tauchsieder sollte eine höhere Leistung haben, sonst dauert die Aufheizphase zu lange.

Im Internet kursieren auch einige Bauanleitungen, bei denen eine Bain-Marie zum Sous-Vide umgebaut wird. Die sogenannten Bain-Marie Behälter werden in der Gastronomie verwendet um Speisen warm zu halten. Ein 1/1 Behälter mit 15 cm Höhe hat ein Fassungsvermögen von 21 Liter Wasser, das ist schon sehr viel. Geeigneter wäre wohl ein 1/2 (halbe Größe) mit knapp 9 Liter Volumen, es sind aber auch 1/3, 1/4 sowie 1/6 Bain-Marie Behälter erhältlich. Als Deckel kann man einen dazugehörenden Edelstahl-Deckel verwenden, in dem der Tauchsieder, sowie der Temperatur-Fühler einbaut wird. Zur Wärmedämmung eignet sich eine passende Styropor-Kiste, die sonst zum Transport der Speisen genutzt werden.

Selbstbau Sous-Vide in der Kochkiste

Sous-Vide in Kochkiste
Sous-Vide in Kochkiste

Wie Anfangs bereits erwähnt habe ich meinen Thermalisierer, außer aus Platzgründen, auch wegen der Stromeinsparung selbst gebaut. Da ich bereits eine Kochkiste gebaut habe die jede Menge Strom einspart, war es naheliegend diese Kochkiste inklusive Topf für den Selbstbau Sous-Vide Garer zu nutzen. Dafür muss ich jetzt nur den Kochtopf mit dem selbst gebauten Deckel in die Kochkiste stellen. Das Ergebnis ist eine Stromeinsparung von 50% gegenüber dem Garen ohne Kochkiste. Und das obwohl der Styropor-Deckel nicht darauf gelegt werden kann, da der Tauchsieder heraussteht. Eventuell bastle ich mir noch einen zweiten Styropor-Deckel mit Ausschnitt für den Tauchsieder, das bringt sicher noch einiges in Sachen Stromsparen.

Isolationskugeln
Isolationskugeln

Nachtrag: Den zusätzlichen Styropor-Deckel habe ich dann doch nicht gemacht, es ergab sich eine einfachere Lösung. Da ich mir jetzt doch noch ein Einhängethermostat zulegte, besorgte ich dafür Sous-Vide Isolationskugeln. Diese nutze ich jetzt auch für die Kochkiste. Ich schütte die Isolationskugeln einfach über den selbst gebauten Deckel, um die Wärmeabstrahlung zu verringern. Das bringt nochmals eine spürbare Energieeinsparung.

zur Bauanleitung der Kochkiste